Gutachterliche Stellungnahme
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Karosserie ca. cremeweiß Serie: creme |
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Karosserie sehr helles leuchtgrün Serie: leuchtgrün |
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Karosserie glasiges dunkles grün - Tendenz laubgrün Serie: grün oder maigrün |
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Karosserie glasiges leuchtorange Serie: orange, leuchtorange - jedoch nicht so glasig |
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Karosserie glasiges dunkelblau: - Tendenz enzianblau: Serie: ultramarin, nicht glasig |
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Karosserie helles hellblaugrau Serie: nichts ähnliches |
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Karosserie dunkles, glasiges blaugrau Serie: GK: d'graublau CS: mattgraublau -jedoch nicht so glasig |
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Karosserie dunkles, glasiges blaugrau Serie: GK: d'graublau CS: mattgraublau -jedoch nicht so glasig -leichte Farbnuance zu oben |
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Karosserie schwarz - dünne Partien bläulich glasig GK: wie Serie CS: nicht erfasst |
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Farbvergleich: links Serie grün | Farbvergleich: links Serie ultramrin | |
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Interessant wird nun die Betrachtung der Form. Handelt es sich um Probespritzungen aus der Zeit der Entstehung des Modells?. Es ist überliefert, dass Herrn Peltzer verschiedene Farbabspritzungen vorgelegt wurden, aus denen letztlich die Serienfarben ausgewählt wurden. Nicht in Serie gegangene Farbabspritzungen erzielen auf dem Sammlermarkt nicht selten 4-stellige Verkaufserlöse. So soll eine genauere Untersuchung der Form und auch des Materials Aufschluss über die Einordnung der vorgelegten Karosserien geben.
Die nächsten Bilder wechseln zum direkten Vergleich im mouseover-Modus zwischen einer zu untersuchenden Variante in einem hellen blaugrau und einer gesichert authentischen Variante in dunkelblaugrau.
Die Frontansicht des Untersuchungsobjekts gleicht dem Standard-Modell weitestgehend. Auffällig sind die fehlende Bemalung und die fehlenden Achsen. |
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Auf den ersten Blick erscheint die rückwärtige Aufsicht auch identisch. Bei näherer Betrachtung zeigt sich beim vorgelegten Objekt, dass eine kreisrunde Erhebung auf der hinteren Bordwand nicht richtig ausgegossen wurde. Außerdem gibt es dort über dem Nummernschild eine Kunststoffnase, wo beim Standardmodell die Rückwand glatt ist. |
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Der Blick von unten auf die vordere Beifahrerseite offenbart einige Differenzen. |
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Der Blick von unten auf die vordere Fahrerseite zeigt zwei unsaubere Stellen im Radkasten. Die hintere untere Ecke des Fahrerhauses der Fahrerseite erscheint wie abgeschlagen. |
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Hier die hintere Beifahrerseite. Auffällige unsaubere Stellen im Radkasten. Markante Kunststoffnase an der Pritschenunterseite vor dem Radkasten. Grundform sonst dimensionsgenau. |
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Die hintere Fahrerseite weist blasige Stellen im Radkasten auf. Unsaubere nachgearbeitete Stellen an der Pritschenunterseite hinter dem Radkasten. Kunststoffnase im Reserverad. |
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Der Blick von vorne unten ins Fahrerhaus zeigt als besondere Auffälligkeit eine große Materialblase mit völlig glatter Oberfläche. |
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Der Blick von unten auf den hinteren Teil der Karosserie zeigt einige unsaubere Form- abweichungen. |
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Die Unterschiede zwischen einer vorgelegten Karosserie und einem Standard-Modell wurden am Farbbeispiel der Karosserie in einem hellen blaugrau gezeigt. Bei dieser Farbe sind die Abweichungen bei geeigneter Beleuchtung und bei starker Vergrößerung ganz gut zu erkennen. Sucht man mit dem gewonnenen Wissen die anderen vorgelegten Farbvarianten ab, so stellt sich heraus, dass tatsächlich alle Karosserien die gleichen Abweichungen aufweisen. Besonders bei den transluzenten Farben sind die Abweichungen vom Standard-Modell schwer auszumachen.
Um diese Tatsache zu beleuchten, wird rechts exemplarisch in Überblendtechnik die Bei- fahrerseite von schräg unten bei den verschiedenen Farbvarianten dargestellt. | ![]() |
Besondere Aufmerksamkeit soll nun gelenkt werden auf oben erwähnte Blase im Fahrerhaus. Die Auffälligkeit ist rechts im Bild im Vergleich zum Standard-Modell gezeigt. | ![]() | |
Die Veränderung zeigt sich bei allen vorgelegten Karosserien, ist jedoch bei den dunklen Versionen nur schwer auszumachen. | ![]() |
Kunststofferhebungen oder Blasen können sich nicht mit fehlerhaften Ausspritzungen einer Form erklären (letztgenannte zeigen sich als nicht vollständiges Ausgießen (Ausspritzen) der Form und stellen sich als Materialdefizit - nicht als Materialüberschuss dar). Ein Zuviel an Material kann nur entstehen, wenn eine Form ausgegossen wird, die selbst Hohlräume enthält.
Hohlräume wie die oben gezeigten Blasen entstehen bei nicht sachgemäßem Doublieren der Form. Hierbei umschließt die angewandte Doubliermasse das Original nicht vollständig.
Retrospektiv ist für die vorgelegten Karosserien folgende Historie anzunehmen:
Zur Herstellung von Kopien des Matador-Knautschgesichtes wurde ein Standard-Modell herangezogen. Dies erklärt die weitestgehende Naturtreue des Ergebnisses. Die Achsen wurden entfernt. Dies erklärt die Schmelzstellen an der Radaufnahme. Dann wurde die originale Knauschgesicht-Karosserie in eine Doubliermasse eingebracht. Zur Verfügung stehen hier insbesondere Silikonmaterialien und Polyethermaterialien unterschiedlichster Viskositäten. Die sehr präzisen Hydrokolloide scheiden aus, da sie nur einmal ausgießbar sind. Wird das Benetzen des abzuformenden Objektes mit der Abformmasse nicht mit größter Sorgfalt (oder ideal unter Vakuum) durchgeführt, so entstehen in typischerweise genau solche (Luft-)Blasen wie hier im Fahrerhaus. Wird die blasige Form ausgegossen, entsteht an der fraglichen Stelle eine Kunststoffblase mit spiegelglatter Oberfläche - wie hier. (Grundsätzlich ist eine außerordentlich hohe Abformgenauigkeit möglich, die auch kleinste markante Standard-Oberflächen-Charakteristika abbildet.)
Andere erhabene Oberflächenmakel erklären sich auch durch insuffiziente Abformtechnik oder auch durch Beschädigung der Form. Beim Entformen ist die Form größerem mechanichem Stress ausgesetzt und reißt nach mehreren Ausgüssen sicher schnell.
Wie im Einzelnen die Form zum Gießen geteilt wurde (das Original und die Güsse müssen entnommen werden) entzieht sich der Vorstellung des Autors ebenso wie die Art des Gusses und der verwendeten Gussmaterialien. Hinsichtlich des Materiales ist bis auf die Transluzens und die Farbe selbst eine große Ähnlichkeit mit den WIKING-Kunststoffen zu verzeichnen. Imponierend ist die Oberflächengüte in Glanz und Härte. Der Glanz ist vermutlich ohne Nachpolitur entstanden. Die von WIKING benutzten Polystyrole werden bei recht hohen Temperaturen gespritzt, die für einen "Heimarbeiter" kaum praktikabel sind. Bei dem hier verwendeten Material handelt es sich jedoch auch nicht um ein sehr niedrig schmelzendes thermoplastisches Material: ein kurzes Einbringen in sehr heißes Wasser konnte die Materialkonsistenz nicht beeinflussen. Auf weitergehende Materialprüfungen wurde verzichtet.
Dem Autor haben bislang zahlreiche vermeindliche authentische WIKING-Modelle - auch aus renommierter Hand - vorgelegen, die sich letztlich als Fakes darstellten. Hierbei sind insbesondere zu nennen:
So konnte man den Drahtachser-Sammler oft beneiden: was sollte da groß gebastelt sein? Um so schockierender - jedoch einer gewissen Logik folgend - hier nun Drahtachser-Replikas. Die Logik: der Sammler wiegt sich einigermaßen in Sicherheit, oft fehlen Vergleichsmodelle und - den technologischen Stand bei der Herstellung der Original-Drahtachser kann man am Küchentisch heute am ehesten reproduzieren: große Materialstärke, keine unter-sich-gehenden Stellen, keine Notwendigkeit für Schieber, ...
Im übrigen würde der Drahtachser-Sammler für wirklich perfekte Knautschie-Fehlfarben erkleckliche Summen hinlegen. Der Sprung zur Perfektion ist nicht mehr sehr groß: Die Dimensionen sind absolut stimmig, die Oberflächen weitestgehend in Original-Haptik. Und mit eingelassenen Achsen und Rädern wäre die Illusion fast erfüllt.
Hierbei schwingt kein anerkennendes Augenzwinkern mit. Wer in Gewinnerzielungsabsicht WIKING-Modelle fälscht und unter Verschweigen der Umstände der Herkunft vertreibt, begeht kein Kavaliersdelikt, denn er betrügt den Sammler um sein sauer verdientes Geld und beschädigt den ganzen Sammelmarkt.
Diese Herstellung und auch der Vertrieb in Kenntnis dieser Herkunft ist und bleibt, in Analogie zum Fälschen von Banknoten, ein krimineller Akt, dem die Ächtung der Sammlergemeinde sicher ist.
Zur Untersuchung gelangten 10 unverbaute Karosserien in Form des Tempo Matador Drahtachsers. Die Herkunft der Modelle ist nicht klar belegt. Die Farben der Exponate entsprechen nicht der Serie. Ungewöhnlich für Rohkarosserien sind die Schmelzstellen von vormals eingelassenen Achsen. Mit bloßem Auge sind gewisse Formabweichungen zu finden, die eventuell auf Probespritzungen der Fa. WIKING bei der Modellentwicklung deuten können. Die Modelle sollten hinsichtlich ihrer Authentizität beurteilt werden.
10 form-identische Karosserien. Unbekannte Farben bis auf schwarz. Keine eingelassenen Achsen, jedoch Schmelzstellen von scheinbar vormals eingelassenen Achsen. Weitestgehend authentisch wirkende Materialbeschaffenheit in Art und Oberflächenfinish.
Auffällige material-positive Formabweichungen, die an allen Karosserien identisch sind. Insbesondere Erhebungen an der Unterseite der Pritsche. Material-unsaubere Stellen in der Radkästen. Große spiegelglatte Materialblase im Inneren des Fahrerhauses.
Es handelt sich bei den Karosserien um Kopien aus nicht näher bestimmtem Kunststoff, zur deren Herstellung bei der Abformung des Originals Lufteinschlüsse auftraten und bei denen die Form vermutlich beim Entformen Schaden genommen hat.
kneule, 26.07.2009